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Familien Segelurlaub mit KleinkindBeneteau Oceanis 34

Ein perfekter Familien-Segelurlaub mit Jasper

Unser Septembertörn mit der Beneteau Oceanis 34

Alle, die über einen Segelurlaub mit Kindern oder einem Kleinkind nachdenken, möchte ich hier ermutigen es einfach auszuprobieren, soweit die eigenen Fähigkeiten ein sicheres Führen des Bootes ermöglichen.

Bei uns war es auf jeden Fall an der Zeit. Da unser Boot wegen aufwendiger Arbeiten 2013 nicht ins Wasser gekommen ist, verging der Sommer und die Segelsaison für uns ohne die gewohnten „Hochs“ – und die permanente Segelabstinenz ist uns heftig aufs Gemüt geschlagen.

Also auf und chartern! Wenn auch mit ein wenig Sorge, da Jasper – unser eineinhalb Jahre alter Sohn – nun doch schon sehr „flügge“ geworden war und wir nicht genau einschätzen konnten, ob sein ständiger Bewegungsdrang und seine Neugierde, alles zu erkunden auch dieses Jahr noch auf einem Boot zu befriedigen sei und für uns dabei wenigstens ein wenig Urlaubserholung herauskommen würden.

Ein Segelboot – mit ausreichend Platz für uns zweieinhalb  – zu einem fairen Preis musste her. Naheliegend, als erste Adresse Ottenhome in Heeg anzufragen, wo unser Boot seit 2004 im Hafen ein Zuhause gefunden hat und der Kontakt zum Hafenteam schon fast freundschaftlich ist: Wir bekamen zu unserer Überraschung ein sensationelles Angebot (mit Freundschafts-Rabatt?) für eine Beneteau Oceanis 34, die uns gemessen an den bescheidenen Platzverhältnissen unseres eigenen Bootes mit drei Kabinen verschwenderisch groß und luxuriös erschien und komfortabel ausgestattet war. Aber mit der nicht einkalkulierbaren Herausforderung Jasper war das vielleicht genau das Richtige. Also haben wir zugesagt und sind sind am Mittwoch, den 17.09. auf nach Holland.

Mittags dort angekommen verlief die Bootsübernahme gewohnt freundlich, schnell und unkompliziert. Kurz unsere Sachen und den Proviant verstaut, den Maxi Cosi Kindersitz fest im Cockpit montiert und los ging‘s. Bei sonnigem Wetter und Kleinkinder-freundlichen 2 Beaufort raumendem Wind das Heegermeer hinunter Richtung Stavoren und Iysselmeer.

Einer für das Boot, einer für das Kind!

Nach anfänglicher Aufregung, da alles auf und an dem Boot für den Kleinen neu und spannend war, haben wir den ersten Abend nach zweieinhalb Stunden Segelzeit an der kleinen Insel im Binnenhafen von Stavoren verbracht. Aufregung bedeutete in diesem Fall, nachdem wir Jasper beim Ablegen in den Kindersitz verfrachtet haben, gab es nach fünf Minuten kein Halten mehr und ein ständiges hin- und herkrabbeln, Auf und Ab und in den Salon herunter setzte ein. Dazu ein Zupfen an allen Schotten, Fallen sowie beweglichen und unbeweglichen Bordgegenständen, die erreichbar waren.

Nach einer guten Übernachtung stellte sich am zweiten Tag dann endlich so etwas wie Bordroutine in dem Sinne ein, dass nun einiges bekannter und damit uninteressanter für Jasper wurde. Und ab nun gab es auch die ruhigen Momente, das Wetter, das seichte Eintauchen des Bugs in die Wellen und den Wind in den Segeln bewusst zu genießen, die wir wirklich vermisst hatten. Die kommenden Tage haben wir bei perfektem Wetter mit Sonnenschein und 2-4 Beaufort Wind auf dem Iysselmeer verbracht und haben in kurzen und mal längeren Schlägen Hindeloopen, Makum, und Workum besucht. Natürlich auch alle verfügbaren Spielplätzen und sonstigen Möglichkeiten, Jasper Abwechslung und Auslauf zu verschaffen. Besonders unser Aufenthalt vor der Schleuse von Workum ist mir in Erinnerung geblieben. Der Schleusenbetrieb mit ein- und ausfahrenden Booten und das dortige Auf und Ab der Traktoren im Herbstbetrieb lieferten Jasper die perfekte Unterhaltung – und uns die Möglichkeit, in der Sonne direkt neben dem Boot auf der Wiese zu picknicken und zu relaxen.

Das Boot

Unsere Beneteau Oceanis 34 erwies sich dabei als eine tolle familientaugliche Charteryacht. Erwähnenswert sind neben den ausgewogenen Segeleigenschaften und dem sehr angenehmen und einfachen Handling der Yacht auf dem Wasser wie auch beim Manövrieren im Hafen (mit Bugstrahlruder) besonders das enorme Platzangebot und die sehr komfortable Ausstattung, die einem gemütliche und stimmungsvolle Abende auch unter Deck ermöglicht. So lies sich zum Beispiel das Kinder-Reisebett unerwartet in der Bugkabine auf dem Doppelbett aufstellen und der Kinderwagen war leicht in der sehr großen Backskiste im Heck des Bootes zu verstauen.

Unser Résumé

Nicht neu, aber trotzdem für den einen oder anderen hilfreich: Wer immer über einen Urlaub mit einem Kleinkind nachdenkt, sollte außer mit gutem Wetter zu planen und darauf zu hoffen, bei der Planung folgende Dinge bedenken:

•  Die Segelkenntnisse sollten ausreichen, dass mindestens eine Person die überwiegende Zeit das Kind betreuen kann.
•  Das Boot sollte sicher und einfach zu fahren und segeln sein und über ausreichend Platz verfügen, dass man das Kind während der Fahrt beschäftigen und versorgen kann.
•  Auf jeden Fall sollte das Kind immer eine passende Schwimmweste sowohl während der Fahrt als auch in der Nähe von Wasser tragen.
•  Und letzt endlich sollte das Revier so gewählt werden, dass mit kurzen Schlägen jeweils ein neues Reiseziel erreichbar ist und eine vielleicht notwendige Auszeit möglich ist.

Wir haben es bei unserem Törn in Friesland perfekt getroffen – mit dem Revier sowieso, mit dem Boot und zum Glück auch mit dem Wetter. Und mit dem Erfolg, dass Jasper seit unserem Urlaub schon bei jedem noch so kleinen Bild eines Segelbootes in Begeisterung ausbricht und wir drei uns schon auf die kommende Segelsaison 2014 freuen können.

Liebe Grüße nach Friesland
Janina J.

P.S.: Anmerkung zum Revier

„Heegermeer“, „Sneekermeer“, „Tjeukemeer“, „Gaastmeer“ – wer Friesland nicht kennt, für den sie kurz erklärt, dass dieses Regelrevier aus rund 30 kleinere und größere Seen besteht, die im Friesischen als „Meere“ bezeichnet werden. Verbunden sind sie durch ein dichtes Netz aus Kanälen und Flüssen, in denen man bei jedem Wind und Wetter gut geschützt unterwegs ist. Hier segeln Crews mitten durch eine idyllische grüne Landschaft, vorbei an kleineren und größeren, malerischen alten Orte wie Sloten, Sneek, Heeg oder Woudsend, in den Kanälen vorbei an grasenden Milchkühen und blökenden Schafherden auf weiten von Schilf gesäumten Wiesen, die zum Greifen nah erscheinen – bis das nächste „Meer“ freien Blick aufs Wasser schafft. Mittendrin vielerorts winzige grüne Eilande und Inseln mit kostenlosen und gut geschützten Anlegemöglichkeiten (sogenannte Marrekrite-Plätze).

Wer das Revier in Angriff nimmt, kann ausschließlich binnen segeln und einen sehr abwechslungsreichen und erholsamen Törn genießen. Besonders für kleine Boote, Einsteiger oder Familien ein ideales Revier, aber auch für Seesegler und Revierneulinge ist das eine außergewöhn-liche, ungemein spannende Erfahrung. Alternativ kann man natürlich auch durch eine der Schleusen auf das Iysselmeer gelangen, und weiter auf die „Waddenzee“ oder Nordsee, um eine der sehenswerten westfriesischen Inseln zu besuchen oder die eigenen Kenntnisse zum Thema Gezeitenrechnung aufzufrischen.

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